Protomold verwendet Seiten-, Heißkanal- oder Punktangüsse, abhängig vom gewählten Kunststoff sowie Form und Größe des Teils.
Der Weg zum richtigen Angusskanal
Kanaltyp und -position beim Design von Spritzgussteilen
Seien wir ehrlich: der Anguss ist ein notwendiges Übel, dass heißt eine Unterbrechung der ansonsten kontinuierlichen Oberfläche einer Spritzgussform. Die Angussreste werden zwar in der Regel nach dem Spritzgießen automatisch oder manuell entfernt, dennoch bleibt auf dem fertigen Teil ein „Abdruck“ zurück. Ohne Angusskanal gäbe es das Teil nicht.Da der Anguss unverzichtbar ist und die Formbarkeit und Qualität des Teils beeinflussen kann, sprechen gute Gründe dafür, über den Angusstyp und dessen Position beim Entwurf von Teilen nachzudenken. Natürlich können Sie dem Typ und der Position des Angusses bei der Bestätigung Ihres Protomold-Auftrags zustimmen, auch wenn Sie den Anguss beim Entwurf Ihres Teils nicht berücksichtigt haben.
Seitenangüsse
Der Seitenanguss ist der gängigste der drei Angusstypen. Er besteht aus einem trapezförmigen Block, der auf einer Außenoberfläche des Teils in die Trennfuge gefräst ist (siehe Abb.1) und wird normalerweise eher an dickwandigen Abschnitten als an dünneren Bereichen positioniert. Aufgrund seiner Position, lässt er sich leicht abtrennen. Obwohl er in der Regel den größten Anschnittrest der drei Angusstypen hinterlässt, betrifft seine Position an der Trennfuge nur die Kante des Teils, wo er normalerweise keine funktionale oder kosmetische Beeinträchtigung darstellt.
Der Seitenanguss ist leicht herzustellen und somit auch leicht zu erhalten und zu verarbeiten. Außerdem entsteht bei der Positionierung entlang der Trennfuge in der Regel ein großer Spielraum. Die Konstruktion trägt dazu bei, Spannungen, die beim Ausstoßen entstehen, auf die Vorkammer zu begrenzen, die nach dem Spritzgießen abgetrennt wird. Da der Seitenanguss relativ groß ist, eignet er sich außerdem ideal für den Einsatz mit gefüllten Kunststoffen. Bei diesen kann die Einspritzung durch kleinere Angusskanäle schwierig sein. Diese Gründe machen den Seitenanguss zur ersten Wahl unter den Angüssen.
Heißkanalangüsse
Der Heißkanalanguss wird statt an der Kante eher im mittigen Bereich des Teils angebracht. Dadurch wird die Distanz verringert, die der Kunststoff zum Befüllen der Form zurücklegen muss. Darüber hinaus, wird die auf die Form ausgeübte Spannkraft der Presse zentriert. Abbildung 2 zeigt ein Beispiel einer Auftragsbestätigung von Protomold, inklusive der Position eines Heißkanalangusses. Der gelbe Zylinder ist ein in die A-Seite der Form gefräster Hohlraum, an den eine Einzeltropfen-Düse angeschraubt wird. Heißkanalangüsse befinden sich immer auf der A-Seite.
Der Heißkanalanguss wird häufig bei runden oder gewölbten Teilen eingesetzt, um im Gegensatz zum linearen Kunststofffluss beim Filmanguss, einen radialen Fluss zu erreichen. Da dieser keinen Platz an einer Kante der Form in Anspruch nimmt, kann dieser Anguss außerdem für Bauteile verwendet werden, die sich der bei Protomold zugelassenen Maximalgröße nähern. Der Anguss hinterlässt eine kleine Erhebung, die in der Regel einen Durchmesser von 1,5 - 2 mm und eine Höhe von 0,3 - 0,5 mm aufweist und so abgeschnitten werden kann, dass sie nur noch um circa 0,13 mm hervorsteht. Je nach Teilgeometrie und Kunststofftyp kann ein Heißkanalanguss auch „Fehlstellen“ oder Fließmarkierungen in einem kreisförmigen Muster um die Angussstelle herum hinterlassen. Diese können problematisch sein, da sie sich normalerweise auf der kosmetischen Oberfläche des Teils befinden. Ein weiteres Problem ist die Möglichkeit, dass sich der Kunststoff bei kleineren Schussgrößen zersetzen kann. Ausserdem, da dieser ein kleiner Anguss ist, kann ein Heisskanalanguss beim Einspritzen von Kunststoffen mit hohem Glasfasergehalt verstopfen.
Stabangüsse
Der Stabanguss ist der am wenigsten gebräuchliche Anguss der drei Optionen. Er wird typischerweise bei komplexen Teilen eingesetzt, die keine Angussreste aufweisen dürfen, wie sie bei Seitenangüssen an den Kanten oder bei Heißkanalangüssen auf der kosmetischen Seite des Teils auftreten. Als einziger der drei Angusstypen befindet er sich auf der B-Seite der Form, also in der Regel auf der nicht-kosmetischen Oberfläche.
Beim Stabanguss wird der Kunststoff statt in den Formhohlraum, wo das Teil geformt wird, in einen Auswerferkanal gespritzt (siehe Abbildung 3). Der Auswerferstift (unten gelb dargestellt) wird verkürzt und der Kunststoff wird vom kegelförmigen „Tunnel“-Anguss durch den leeren Abschnitt des Auswerferkanals (lila dargestellt) in die Form gespritzt, wo das Teil geformt wird. Nach dem Aushärten des Kunststoffs drückt der Auswerferstift gegen den zylindrischen Stab im Auswerferkanal, um das Teil aus der B-Seite der Form auszuwerfen. Der Auswerferstift bricht den Stab vom Tunnelanguss ab, so dass der Stab sich von der Oberfläche des ausgeworfenen Teils erhebt. Der Stab wird zu einem späteren Zeitpunkt manuell entfernt. Da bei diesem Anguss Kunststoff durch einen Auswerferkanal gespritzt wird, hinterlässt dieser, ähnlich wie ein Auswerferstift, am fertigen Teil einen Überrest. Im Gegensatz zum herkömmlichen Auswerferstift, der im Teil eine Vertiefung von 0,13 mm hinterlässt, wird dieser Überrest auf eine Erhebung von 0,13 mm zurückgeschnitten.
Der Einsatz des Stabangusses ist stark von der Teilgeometrie abhängig. Es lassen sich damit zwar ausgezeichnete Resultate erzielen, das Verfahren kann jedoch Herausforderungen stellen. Der kegelförmige Tunnelanguss schließt die Verwendung vieler glasfaserverstärkter Kunststoffe aus und das Trennen des Kegels vom Stab während des Auswurfs, kann die Form stark beanspruchen. Schließlich lassen Winkel und Tiefe des Kegels den Einsatz mit vielen Teilgeometrien, wie z.B. Gehäusen oder anderen entkernten Teilen, nicht zu.
Natürlich kann die Wahl des richtigen Angusses komplex sein. Protomold wählt für Sie jedoch den Angusstyp und die Angussstelle aus, die sich am besten für Ihr Design und Ihren Kunststoff zu eignen scheinen. Sie haben anschließend die Möglichkeit, die Position des Angusses bei Ihrer Auftragsbestätigung zu prüfen. Falls Sie Fragen oder Bedenken haben, wenden Sie sich unter der Rufnummer +49 (0) 6261 6741 768 an unsere Mitarbeiter des technischen Kundendienstes, um Ihre Lösungsmöglichkeiten zu besprechen.